Kann auch ich lernen zu heilen?

Als Antwort auf diese Frage zitiere ich einige Abschnitte aus dem Buch „Heilen“ von Imre Kerner und Dagny Kerner, wobei ich betonen möchte, dass ich dem Inhalt dieser Abschnitte voll zustimme.

Rosalyn Bruyere: „Jeder Mensch kann heilen. Heilen ist erlernbar. Aber es ist wie mit der Musik, einige klimpern die Tonleiter, andere spielen Chopin. Bach und Beethoven sind außergewöhnlich und einzigartig, Mozart hat bereits als Kind komponiert. Aber alle diese Menschen haben gelernt und viel geübt. Mein Rat an jeden, der Heiler werden möchte: Finde einen Lehrer, dessen Art zu heilen du magst. Nimm dir viel Zeit und erlaube dir, dich zu verändern. Fang damit an, anderen Energie zu geben, um Praxis zu bekommen.“ (S. 199)

Jede Person, die sich auf den Weg macht zu lernen, ist verschieden von den anderen, was die Psyche und die körperlichen Voraussetzungen anbelangt, besitzt andere Lebenserfahrungen und ist in einem anderen Stadium persönlicher Entwicklung. All dies spielt beim Erlernen eine Rolle. Rosalyn Bruyere: „Wer Heiler werden will, muss bereit sein, sich zu verändern, und dies ist ein schwieriger und langer Prozess. Mitgefühl und Liebe für die Person zu empfinden, der man Energie gibt, ist eine absolute Voraussetzung. Diese Gefühle können aber in der erforderlichen Reinheit gar nicht vorhanden sein, solange jemand Vorurteile hat, alles sofort wertet und solange sein Ego noch mit hineinspielt. Heilen bedeutet mit dem Körper zu arbeiten, den Körper des Patienten anzunehmen und zu lieben, diese Liebe hat selbstverständlich mit Sexualität nichts zu tun. Eine der Voraussetzungen für einen guten Heiler ist es somit auch, mit seiner eigenen Sexualität im reinen zu sein. Wie lange es dauert, bis jemand all dies in genügendem Maße erreicht, hängt von der Person ab und kann nicht im Voraus gesagt werden. Viele hören den Ruf, Heilerinnen oder Heiler zu werden, aber nur wenige sind auserwählt. Jeder hat es selbst in der Hand, aber bei weitem nicht jeder ist bereit dazu, den langen und streckenweise sicher schwierigen Weg zu gehen. Nach meinen Erfahrungen dauert die Ausbildung zwischen sieben und vierzehn Jahren, um ein guter professioneller Heiler zu werden.“ (S. 137)

Rosalyn Bruyere wird nicht müde, zwei wichtige Voraussetzungen für das Lernen zu betonen, die sie auch in Bildern formuliert: „Sei leer wie ein Kelch, um das neue Wissen aufnehmen zu können. Werte nicht gleich, sondern warte, bis du das neu Erlernte in die sich entwickelnden Zusammenhänge einordnen kannst.“ Und: „Achte nicht so sehr darauf, was ich mache, sondern mehr darauf, wie ich es mache.“ Als Erklärung dafür erzählte sie die Geschichte von einer Schauspielerin, die bei Dreharbeiten für einen Film passierte, bei dem Rosalyn als Beraterin hinzugezogen war. „Die Schauspielerin sollte im Film eine Heilerin spielen, die die Aura sieht und damit arbeitet. Ich schlug ihr vor, mir beim Heilen einige Male zuzuschauen. Als der letzte Patient gegangen war, sprang sie auf und sagte aufgeregt, dass sie am Ende seiner Behandlung plötzlich die Aura hätte sehen können. Am Anfang hatte sie als gelernte Schauspielerin mein Gesicht und meine Körperhaltung während des Heilens genau studiert und gleich nachgemacht. Aurasehen hat sehr viel mit den feinen Gesichtsmuskeln zu tun, mit denen die Augen etwas weiter geöffnet werden als sonst, und gleichzeitig verändert sich auch die Fokussierung, es ist eine Art weitwinkliges Sehen notwendig. Man nimmt gleichzeitig wahr, was rechts und links und was geradeaus ist, ohne dabei die Augen zu verdrehen oder die Fokussierung zu verändern. All das hatte sie nicht nur exakt nachgemacht, sondern auch mit mir zusammen gleich geatmet. Perfekte Voraussetzungen, die Aura zu sehen.“ (S. 139 f.)